Bürgerinitiative gegen die Dritte Startbahn am Münchner Verkehrsflughafen

Flughafen München II - Geschichte und Ausbau

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Wie sehen die aktuellen Planungen zur Dritten Startbahn aus?

Parallel zur bereits bestehenden Nordbahn soll in einem Abstand von 1180 Meter und um 2100 Meter nach Osten versetzt eine weitere Startbahn, die umstrittene "Dritte Startbahn" errichtet werden. Momentan befindet sich dort noch die Staatsstraße 2084 zwischen Freising und Erding, die nach den aktuellen Planungen, etwas versetzt zwischen den beiden Startbahnen verlaufen soll. Die Startbahn ist mit 4000 Metern Länge und einer Breite von 60 Metern genauso groß wie die beiden bereits vorhandenen Startbahnen. Darüber hinaus sind zahlreiche Rollwege zur Startbahn und Vorfelder auf denen die Flugzeuge warten oder abgestellt werden können, vorgesehen. Insgesamt werden so rund 700 Hektar (zum Raumordnungsverfahren waren noch etwa 970 Hektar Landverbrauch geplant) dafür benötigt. Das bereits bestehende Areal umfasst etwa 1560 Hektar. Zum Vergleich: Der neue Flughafen Berlin wird 1470 Hektar groß, Frankfurt kommt aktuell auf 1900 Hektar (Quelle: SZ vom 02.10.2006). Parallel dazu wird im Planfeststellungsverfahren auch das Satellitenterminal mit berücksichtigt, in dem rund 17 Millionen Passagiere jährlich abgefertigt werden können. Im Weiteren werden noch Personenbeförderungssysteme, Tunnels und dergleichen mit geplant. Auch für etwaige Erweiterungen (ggf. vierte Startbahn) soll bereits vorgesorgt werden.

Lage der Dritten Startbahn

 

Verwendete Literatur

Münchner Flughafen - Wer muss umziehen? Wann heben die Flieger ab?; Dominik Hutter; Süddeutsche Zeitung; 02.10.2006;

Die 3. Start-und Landebahn für den Flughafen München Vortragsunterlagen für den Nachbarschaftsbeirat zur 14. Sitzung am 18. Juli 2007;
Im Internet: www.nachbarschaftsbeirat.de/Diskussion/index.html#17511827

Planung auf Vorrat - Der Flughafen will sich weit mehr als nur die dritte Startbahn genehmigen lassen Hutter, Dominik; Süddeutsche Zeitung; 11.10.2007;




Der Flughafen München II entsteht


Absturz einer Militärmaschine ist Auslöser für München II

Auslöser für die Planungen zu einem Ersatzflughafen außerhalb der Stadtgrenzen Münchens war ein Absturz einer Militärmaschine am 17. Dezember 1960 in der Münchner Innenstadt. Erweiterungspläne, wonach der Riemer Flughafen eine zweite Startbahn bekommen sollte, wurden fallengelassen und die Politik machte sich ab 1963 auf die Suche nach einem Standort außerhalb Münchens.

Fündig wird man 1967 im östlich von München gelegenen Hofoldinger Forst. Bei dem dafür eingeleiteten Raumordnungsverfahren wird aufgrund der Proteste der lokalen Politiker auch das Gebiet nördlich von Erding mit aufgenommen. Am 5. August 1969 entscheidet sich die Bayerische Staatsregierung schließlich für den Standort im Erdinger Moos.

Ursprünglich waren in den Planungen vier Startbahnen vorgesehen. Diese wurden aber mit dem Planfeststellungsbeschluss, der am 8. Juli 1979 erging, zurückgewiesen. Die Bauarbeiten begannen am 3. November 1980. Ein Beschluss des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofs, die den Planfeststellungsbeschluss von 1979 anzweifelten, bescherte den Bauarbeiten am 16. April 1981 einen vorläufigen Baustopp. Am 27. Mai 1981 setzte sich der Bayerische Verwaltungsgerichtshof erneut mit dem Flughafen München auseinander. Dabei zweifelten die Richter auch die Notwendigkeit einer Dritten Startbahn an. Ein im Oktober 1981 von der Flughafen München GmbH eingereichter Antrag zur Änderung der Planungen beinhaltete nur noch zwei Startbahnen. Dieser Antrag wurde im Juni 1984 von den Behörden genehmigt. Der Baustopp wurde schließlich am 8. März 1985 aufgehoben. 1989 wird das Richtfest für Terminal 1 gefeiert und der Tower wird 1991 fertiggestellt. Am 17. Mai 1992 schließlich zieht der komplette Flughafen über Nacht von Riem an den neuen Standort im Erdinger Moos.


2003 Vorbereitungen für die Dritte Startbahn

Hartnäckig halten sich in der Bevölkerung die Gerüchte um die Dritte Startbahn, die bereits unter dem Rollrasen versteckt sei. Neuen Vorschub erhalten die Gerüchte als im Frühjahr 2003 im Bayerischen Landesentwicklungsplan unter anderem ein 1500 Hektar großes "Vorranggebiet Flughafenerweiterung" nördlich des bestehenden Flughafens ergänzt wird. Das sei bereits für die Dritte Startbahn, mutmaßte man in den umliegenden Gemeinden. Der ehemalige Bayerische Wirtschaftsminister Otto Wiesheu wiegelte jedoch ab: "In diesem Jahrzehnt kommt sicher keine Dritte Startbahn". Und damit hatte er nicht einmal die Unwahrheit gesagt, sie soll nämlich 2011 kommen, wie wir heute wissen.

Unter dem Eindruck der widersprüchlichen Aussagen und dem Bewusstsein, dass den Aussagen der Politiker wohl nicht mehr zu trauen ist, entstehen neben der "Schutzgemeinschaft Erding, Freising und Umgebung", in der sich die vom Flughafenbau betroffenen Gemeinden schon seit Beginn der Planungen zu München II zusammengeschlossen haben, noch zwölf weitere Bürgerinitiativen. Diese haben sich im Januar 2003 zu dem Aktionsbündnis "AufgeMUCkt" zusammengeschlossen. Eine erste Demonstration fand im Januar 2003 in Eittingermoos statt. Die Begründung, dass auch der Flughafen London Heathrow wesentlich mehr Passagier mit nur zwei Startbahnen abfertigt, unterstützte damals auch noch Minister Kurt Faltlhauser.


Die bösen Vorahnungen werden Wirklichkeit.

Die Notwendigkeit einer Dritten Start- und Landebahn wird am 26. Juli 2005 vom Aufsichtsrat der Flughafen München GmbH zum ersten Mal öffentlich formuliert. München soll ein internationales Drehkreuz werden und mit Frankfurt gleichziehen. Eine erste Großdemonstration wurde in Freising im August 2005 veranstaltet. Es bilden sich weitere Bürgerinitiativen. Noch hält sich die lokale Politprominenz in Erding und Freising zurück. Mit diesem Ereignis jedoch melden sich zunehmend mehr Politiker zu Wort, die gegen die Planungen zu Felde ziehen wollen.

Seitens der Flughafen München GmbH wird zur Begleitung der Planungen - der Dialog mit den betroffenen Gemeinden soll gefördert werden - ein so genannter "Nachbarschaftsbeirat" gegründet. Dieser nimmt am 20. September 2005 unter dem Vorsitz von Edda Huther seine Arbeit auf. Vor allem die Belange der Verkehrsinfrastruktur sollen dort gemeinsam erörtert werden und in das Planungsvorhaben einfließen. Einen Eklat gab es gleich bei der ersten Sitzung, bei dem die Vertreter Niederbayerns wieder ausgeladen wurden. Sie seien nicht betroffen war die lapidare Begründung. Schnell wird aber allen Beteiligten klar, dass an den grundlegenden Planungen zur Dritten Startbahn nicht gerüttelt wird. Am 27. Mai 2006 steigt die Gemeinde Wartenberg aus dem Nachbarschaftsbeirat aus. Bereits kurz zuvor war das Aktionsbündnis "AufgeMUCkt" mit der Begründung ausgestiegen, dass man dort nur die Planungen der FMG zur Kenntnis nehmen darf. Parallel zu dieser Beteiligung der Betroffenen wurden aber schon die, für das Raumordnungsverfahren notwendigen Untersuchungen zur Festlegung der Bahnvarianten, zu Lärm, Verkehr, Umweltauswirkungen und Bedarf vorbereitet.

Gleich drei bayerische Minister kamen am Samstag, 15. Juli 2006 zu einem Treffen mit dem Nachbarschaftsbeirat für den Münchner Flughafen. Ergebnis der Sitzung war, dass die Planungen für den Bau einer dritten Start- und Landebahn nun konkreter werden sollen. Das Raumordnungsverfahren dafür solle noch 2006 eingeleitet werden. Obwohl der Ausbau des Airports in der Region heftig umstritten ist, bekräftigten Finanzminister Kurt Faltlhauser, Innenminister Günther Beckstein und Wirtschaftsminister Erwin Huber die Notwendigkeit der Dritten Startbahn für den "gesamten bayerischen Raum". In diesem Gespräch wurde von den drei Ministern auch ein Umlandfond von 100 Millionen Euro zum Ausbau der Infrastruktur in Aussicht gestellt. Allerdings wurde den anwesenden Bürgermeistern und Landräten unmissverständlich klar gemacht, dass dieser nur in Verbindung mit der Dritten Startbahn zustandekomme.

Das Raumordnungsverfahren schließlich wurde am 31. Juli 2006 bei der Regierung von Oberbayern beantragt. Aus über 20 verschiedenen Bahnvarianten wurden 6 Varianten gefiltert. Für das Raumordnungsverfahren blieb aber letztlich nur die Variante 5b übrig, da die notwendigen Absiedelung von betroffenen Bürgern, deren Grundstücke sich auf dem Gelände der geplanten Piste befanden, dort am geringsten war. Diese 4000 Meter lange Start- und Landebahn soll parallel zur vorhandenen Nordbahn in einem Abstand von 1180 Metern und einem östlichen Versatz von 2100 Metern errichtet werden. Für die Gemeinde Berglern, für Attaching und Schwaigermoos bedeuten diese Planungen aber mittelfristig den Tod der Gemeinden. Auch Freising, Wartenberg und das Holzland werden von den Auswirkungen der Kapazitätserweiterung stark beeinträchtigt werden.

Von der Regierung von Oberbayern wurde das Raumordnungsverfahren am 24. August 2006 eingeleitet. Eine erste große Demonstration fand am 7. Oktober 2006 in Freising statt. Rund 10.000 Menschen beteiligten sich an dieser großartigen Willenkundgebung der betroffenen Bevölkerung und der politischen Verantwortungsträger in den Landkreisen Erding und Freising. Mit dieser Veranstaltung wurden viele Bürger wach, dass hier eine Entwicklung eingeleitet wird, die das Gebiet nördlich Münchens noch weiter verändern wird und dessen Lasten den Gemeinden und Bürgern von den Entscheidungsträgern ohne mit der Wimper zu zucken aufgebürdet wird. Obwohl über 41.000 Stellungnahmen zu den Planungen bei der Regierung von Oberbayern eingingen wurde im März 2007 schließlich die positive Raumordnerische Beurteilung verkündet. Seitdem arbeiten die Planungsbüros, die von der FMG beauftragt werden, an den Detailplanungen, die für das Planfeststellungsverfahren notwendig sind.

Für die Politik und für viele Bürger in den Landkreisen Erding und Freising steht hier nur die "Nullvariante" zur Diskussion. Dies wurde auch bei der Großdemonstration am 12. Mai 2007 in München am Odeonsplatz so vorgetragen. Rund 18.000 Bürger aus den betroffenen Gemeinden und Städten beteiligten sich an dieser Willenskundgebung. Nichtzuletzt auch deshalb in München, da der Münchner Stadtrat, als einer der drei Gesellschafter des Münchner Airports, seine Zustimmung zu den Ausbauplänen bereits gegeben hatte.

Jetzt steht das Planfeststellungsverfahren auf der Tagesordnung. Für den 5. November 2007 ist die Auslegung der Planungsunterlagen, die sich auf 47 Ordner verteilen, angekündigt. Vier Wochen haben die Bürger dann Zeit, um sich mit der komplizierten Materie auseinanderzusetzen und ihre Einwendungen zu formulieren. Für die Startbahn-Gegner ist der Protest damit nicht zu Ende. Die Entscheidung falle schließlich erst mit dem Planfeststellungsverfahren. Frühestens, denn alle Politiker in der betroffenen Region sind sich einig, dass über Sein oder Nichtsein der dritten Piste die Gerichte entscheiden werden.


Buch am Erlbach - lange Zeit im Abseits

In Buch am Erlbach ist die Dritte Startbahn erst seit 2003 in der öffentlichen Diskussion präsent. Im Frühjahr 2003 wurde im Bayerischen Landesentwicklungsplan unter anderem ein Vorranggebiet Flughafenerweiterung ergänzt. Ein erster Vortrag von Dr. Christian Magerl in Buch am Erlbach verdeutlichte die Situation und Probleme, die mit den Planungen einhergehen können. Nachdem es dann einige Zeit still um dieses Projekt wurde, überraschte die FMG die Öffentlichkeit im Juli 2005 mit dem Startschuss für die Planungen und Vorbereitungen zum Raumordnungsverfahren für eine Dritte Startbahn.

Um die umliegenden Gemeinden in den Prozess einzubinden, wurde im September 2005 der Nachbarschaftsbeirat ins Leben gerufen. Möglichkeiten zur Mitbestimmung jedoch wurden diesem Gremium aber nicht eingeräumt. Bei der ersten Sitzung bereits wurde bekannt, dass die Region Niederbayern, und damit auch die Gemeinde Buch am Erlbach, an diesem Gremium gar nicht teilnehmen darf, da die Region nicht unmittelbar betroffen sei, so die Begründung. Diese Einschätzung haben die Verantwortungsträger in Landshut und in Buch am Erlbach nicht geteilt. Es sind nämlich durchaus Auswirkungen bezüglich Lärm und Verkehr zu erwarten.

Es war daher der folgerichtige Schritt der Bucher Gemeinde, die Vorsitzende des Nachbarschaftsrats Frau Edda Huther einzuladen. Dieser Einladung folgte sie im März 2006 und stellte in der Bürgerversammlung wertungsfrei die aktuellen Entwicklungen zu den Planungen vor. In ihren Ausführungen wurde aber recht schnell deutlich, dass einerseits die betroffenen Gemeinden neben den Sachinformationen nur wenig Unterstützung bei der Bewältigung der Auswirkungen erhalten werden. Andererseits wurden auch einige der angeführten Gutachten, insbesondere die Annahmen der Bedarfsanalyse, als fragwürdig erachtet.

Um Antworten auf die offen gebliebenen Fragen zu erhalten, insbesondere auch darüber, welche Möglichkeiten der Einflussnahme überhaupt noch bestehen, wurde im Juni 2006 von der Neuen Liste Buch der Marzlinger Bürgermeister Michael Schwaiger eingeladen. Der engagierte Bürgermeister erläuterte in seinen Ausführungen die wesentlichen Inhalte der aktuellen Planungen und Untersuchungen. Bei diesem Vortrag beschlossen spontan einige Bürger eine Bürgerinitiative zu gründen, um die Planungen zu begleiten. Die Bürgerinitiative hat sich im Herbst 2006 formiert und ist dem Aktionsbündnis AugeMUCkt beigetreten, das ein überregionaler Zusammenschluss der von den Planungen zur Dritten Startbahn betroffenen Gemeinden ist.

 

Verwendete Literatur

Als der Flughafen noch vier Pisten hatte - Die lange Geschichte der dritten Start- und Landebahn; Priglmeir, Dieter; Münchner Merkur; 16.04.2007;

Geschenk mit Hintergedanken - Die Region hält nicht viel vom Umlandfond; Vogel, Kerstin; Süddeutsch Zeitung; 18.07.2006;

 

Verf.: G. Raschel)

 

Internet-Seite erstellt:   08.09.2007 Internet-Seite aktualisiert:   von   G. Raschel