Bürgerinitiative gegen die Dritte Startbahn am Münchner Verkehrsflughafen

Warum keine Dritte Startbahn?

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Mit dem Bekannt werden des Planungsvorhabens einer Dritte Startbahn am Münchner Airport haben sich eine Reihe von Fragen ergeben. Beispielsweise die Frage nach der Notwendigkeit einer Dritten Startbahn oder welche Auswirkungen dieses Vorhaben auf die Umwelt und unsere Region haben wird. Im Laufe der zwei Jahre, seit Gründung der Bürgerinitiative, haben wir vielfältige Informationen erhalten. Im Folgenden wollen wir kurz auf die Aspekte eingehen, warum wir bei der Ablehnung der Dritten Startbahn geblieben sind:

  1. Klimawandel legt an Fahrt zu

  2. Wer denkt eigentlich an die betroffenen Anwohner?

  3. Was kommt mit der "Dritten" auf uns zu?

Die Gründe, warum eine solche Erweiterung mit allen Mitteln vorangetrieben wird, sind hinlänglich bekannt: Nach Wunsch der Betreiber soll der Münchner Flughafen zu einem europäischen Drehkreuz ausgebaut werden. Da die Region um München herum aber nicht die entsprechenden Einwohnerzahlen hat, um ein Drehkreuz betreiben zu können, müssen die Passagiere mit kleinen Flugzeugen aus ganz Europa nach München herangebracht werden. Diese Vorgehensweise frisst die Kapazität der vorhandenen beiden Startbahnen auf. Eine weitere Steigerung der Starts und Landungen kann nach Aussagen der Verantwortlichen nur durch den Ausbau bewältigt werden. Die angrenzenden Landkreise und Gemeinden lehnen diese Planungen jedoch ab, da sie auch mit den negativen Folgen, wie Lärm und der jetzt schon hohen Verkehrsbelastung konfrontiert werden. Die etwas weiter entfernt liegenden Gebietskörperschaften wie Landshut, Ebersberg oder Dachau hingegen befürworten den Ausbau, da sie glauben, dass sie nur von den Vorteile profitieren werden. Für die bayerische Staatsregierung, so haben wir jedenfalls den Eindruck gewonnen, ist der Ausbau des Flughafens und auch das Festhalten an den Planungen zum Transrapid vor allem eine Prestigesache, die es unter allen Umständen durchzusetzen gilt.

 


 

Klimawandel legt an Fahrt zu

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Der Klimawandel, ein bisher überwiegend in der Ökoszene angesiedeltes Thema, von dem die breite Öffentlichkeit jedoch kaum Notiz nahm, hat mit dem fünften Klimabericht des Weltklimarates IPCC (International Panel of Climate Change) eine gänzlich anderes Gewicht bekommen. Der am 10. Februar 2007 medienwirksam vorgestellte Bericht, der von rund 500 weltweit tätigen Wissenschaftlern erstellt wurde, dokumentiert 20 Jahre Klimaforschung. "Die menschlich verursachte Klimaerwärmung ist eindeutig" lautet die schlichte Aussage des Berichts. Es bleiben nur noch wenige Jahre Zeit, wo noch gehandelt werden kann, um wenigstens die schlimmsten Folgen abzumildern. Bereits im März 2007 hat die EU beschlossen, dass die Treibhausemissionen in Europa bis 2020 um 20 Prozent reduziert werden sollen. In die selbe Richtung zielt der bereits im Oktober 2006 vorgestellte Bericht über die wirtschaftlichen Konsequenzen der Klimaerwärmung, die von dem ehemaligen Chefökonom der Weltbank Nicholas Stern stammt. Wenn jetzt nichts passiert, so die Aussagen des Volkswirts, werden sich die klimabedingten Schäden bis 2050 auf die astronomische Summe von 5.500 Milliarden Euro aufsummieren. Neue Erkenntnisse über das sich zunehmend beschleunigende Abschmelzen der Polkappen und der Gletscher weltweit unterstreichen die Dramatik der klimatischen Veränderungen. Nicht umsonst hat die Bundeskanzlerin Angela Merkel das Thema Klimawandel seit Regierungsantritt immer ganz oben auf der Agenda der Bundesregierung angesiedelt.

In dieser Zeit fordern nun die FMG, und deren Gesellschafter, der Freistaat Bayern, die Stadt München und der Bund, dass der Flughafen München mit einer Dritten Startbahn weiter ausgebaut werden solle, so dass sich die Anzahl der Flugbewegungen bis 2020 nahezu verdoppeln könne. Der Verbraucher wünscht es angeblich so.

Ein paar Zahlen zum Flugverkehr: Rund 170 Millionen Tonnen Kerosin oder rund 6 Prozent der Welterdölproduktion werden im internationalen Flugverkehr gegenwärtig verbraucht. Rund 540 Millionen Tonnen klimaschädliches Kohlendioxid werden so freigesetzt. Aufgrund der langen Betriebszeiten und der langen Strecken produziert beispielsweise ein einziger Superjumbo A380 etwa soviel CO2 wie etwa fünf Millionen PKW zusammen. Weltweit trägt der Flugverkehr so zu etwa 3 Prozent des CO2-Ausstosses bei. Die Schäden für das Klima, darauf weisen die Forscher des Weltklimaberichts hin, seien aber deutlich schwerwiegender, da die Abgase, neben Kohlendioxid auch Stickoxide, Wasserdampf und anderer Verbrennungsprodukte, in großer Höhe in die Atmosphäre eingeleitet werden. Die Wissenschaftler nehmen an, dass die klimatischen Auswirkungen um den Faktor drei schwerwiegender sind als es der reine Zahlenwert der Kohlendioxidemissionen vermuten lässt.

Obwohl der spezifische Verbrauch der Flugzeuge je 100 Kilometer und Person durch technische Verbesserungen der Triebwerke gesunken ist, wird weltweit immer mehr Treibstoff benötigt. Das rasante Wachstum dieser Branche frisst diese Erfolge wieder auf. Nach Berechnungen des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) nimmt der Treibstoffbedarf jedes Jahr um 3 Prozent und die Flugkilometer um 5 Prozent zu. Für 2010 erwartet die Branche weltweit 700 Millionen zusätzliche Passagiere. Der Weltklimarat IPCC befürchtet in seinen jüngsten Veröffentlichungen, dass durch das massive Anwachsen des Flugverkehrs sämtliche europäischen Bemühungen zur Reduzierung der Kohlendioxidemissionen zunichte gemacht würden.

Fliegen ist billig, zu billig. Keine Ökosteuer, keine Mineralölsteuer, Mehrwertsteuer nur innerhalb Deutschlands und der Staat finanziert den Ausbau der Infrastruktur. Während die Autofahrer beim Tanken ständig zur Kasse gebeten werden und sich wohl auch auf die Autobahnmaut einstellen dürfen, werden den Fluggesellschaften in Deutschland keine Steuern auferlegt. Rund 6,5 Milliarden Euro könnten so, nach Schätzungen von Umweltverbänden, zusätzlich die Steuerkasse auffüllen. Kein Wunder also, wenn im Urlaub nur noch Fernflüge en vogue sind und Wochenendtrips in europäische Destinationen, die zu Schnäppchenpreisen angeboten werden, boomen. Vor allem der Sektor der Billigflüge verzeichnet hier starke Zuwachsraten. Wie sinnvoll diese Marktstrategie, die vor allem den steuerlichen Erleichterungen und den erheblichen finanziellen staatlichen Zuwendungen für den Ausbau der notwendigen Infrastruktur zu verdanken ist, sei dahingestellt. Verlierer sind auf alle Fälle der Klimaschutz und die betroffenen Anwohner und mittelfristig gesehen, werden wir alle die Rechnung präsentiert bekommen.

 

Verwendete Literatur:

research eu - Das Magazin des europäischen Forschungsraums; Nr. 52 2007; Schwerpunktthema Klimawandel und der fünfte Bericht des Weltklimarates IPCC;
ec.europa.eu/research/research-eu/52/01/article_5206_de.html

Erwärmung wie im Fluge - Luftverkehr ist immer noch vom Emissionshandel befreit; Veröffentlicht in: POLIXEA - Informationsportal für die Kommunalpolitik; 25.06.2006;
www.polixea-portal.de/Erwaermung- wie-im-Fluge

Flugverkehr - Kyotos größter Feind; Erschienen in der Wochenzeitung DIE ZEIT; 26.02.2007; Dossier zur Klimapolitik
www.zeit.de/online/2007/09/flugverkehr-emissionen

Zur Lage der Welt 2004. Wie wir fliegen - Flugverkehr zwischen Konsum und Klimaschaden; Worldwatch Institute (Hrsg.), Heinrich-Boell-Stiftung, Germanwatch; 2004;
www.germanwatch.org/klima/zldw04flug.pdf

Klimawandel - Warum Fliegen der Umwelt schadet; erschienen in der Zeitschrift FOCUS; 07.03.2007;
www.focus.de/reisen/klimawandel_aid_28816.html

Ist das Klima noch zu retten? Prof. Dr. Peter Höppe, Leiter GeoRisikoForschung der Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft; Vortrag bei der Petra Kelly Stiftung am 08.03.2007;
www.petra-kelly-stiftung.de/sites/pdf-doku/Hoeppe_Klima.pdf

Der Klimawandel - Diagnose, Prognose, Therapie; Rahmstorf, Stefan, Schellnhuber, Hans-Joachim; C. H. Beck Verlag, München; 2006;

Für Steuergerechtigkeit über den Wolken - Einführung einer Kerosinsteuer im inländischen Flugverkehr; Seiche, Matthias; Positionspapier; Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.; 23. August 2004;

 


 

Wer denkt eigentlich an die betroffenen Anwohner?

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Wie ernst nehmen eigentlich Politik und Wirtschaft die Ängste und Bedenken der Bürger, wenn es um einen Interessenkonflikt eines finanzstarken Unternehmens mit den Anliegen der betroffenen Bürger geht. Im vorliegenden Fall möchte der Verkehrsflughafen München seine Kapazitäten mit einer Dritten Startbahn erweitern, um endlich zu einem europäischen Drehkreuz aufsteigen zu können. Eigentlich ein ganz normaler Vorgang: ein Unternehmen expandiert, bietet darüber hinaus noch neue Arbeitsplätze und (fast) die ganze Region profitiert davon. Auf der anderen Seite stehen die unmittelbar am Flughafen lebenden Anwohner, die mit Angst und Sorge diese Aktivitäten beobachten, denen sie mehr oder weniger hilflos ausgesetzt sein werden. Sie haben Angst um die eigene Gesundheit, die mit dem zu erwartenden Fluglärm und den Abgasen Schaden leiden wird. Sie haben Angst um den Wertverfall des eigenen Hauses, das sich viele Familien oft an der Grenze der Belastbarkeit und mit vielen Mühen aufgebaut haben. Sie haben aber auch Angst, mit welcher Gleichgültigkeit weniger betroffene Politiker und Bürger über diese Sorgen hinweg schreiten, sofern sie die Aussicht auf einen respektablen Anteil an den Vorteilen dieser Entwicklung haben.

Immerhin ist es den Flughafenbetreibern wert, in ihren Veröffentlichungen ein wenig Mitgefühl zu den Auswirkungen auf die Betroffenen auszudrücken: "Man sei sich bewusst, welche besonderen Lasten die unmittelbar betroffenen Anwohner zu tragen hätten", kann man im "Mdialog" der Umlandzeitschrift des Flughafen Münchens nachlesen. Damit hat es sich dann auch schon. Schnell wird klar, dass die Bevölkerung im Sinne des wirtschaftlichen Steigflug des Airports diese Bürde zu tragen hat. Auch in der Stadt München sieht die Lage nicht viel besser aus. Während man sich beim Ausbau des Flughafens Oberpfaffenhofen noch vehement gegen die geplante Ausweitung der Flugbewegungen wegen der Belastung der Anwohner ausspricht, hat man diese Bedenken beim Ausbau des Münchner Verkehrsflughafen nicht. Völlig vergeblich sucht man auch im Landkreis Landshut nach irgendeiner Äußerung eines Mitgefühls mit den Anwohnern. Lediglich von den Zahlen der FMG zeigt sich die lokale Politprominenz beeindruckt, wonach beispielsweise ein in München stationiertes Großraumflugzeug rund 150 Arbeitsplätze bieten soll.

 


 

Was kommt mit der "Dritten" auf uns zu?

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Immer öfter werden wir von besorgten Bürgern zur aktuellen Entwicklung bei den Ausbauplänen des Münchner Verkehrsflughafens angesprochen. Buch am Erlbach, das bisher kaum etwas vom Flugverkehr mitbekam, wird seit 2006 mit Änderung der Einflugzonen nun sehr deutlich überflogen. Vor allem Flugzeuge, die den Landeanflug vorbereiten, überqueren mehr oder weniger gut hörbar das Gemeindegebiet, und das oft im Minutentakt. Die Lärmbelästigung ist zwar noch erträglich, jedoch muss man sich bewusst machen, dass mit den Planungen am Münchner Flughafen eine massive Erhöhung der Flugbewegungen bis 2020 vorgesehen ist. Die Dritte Startbahn rückt zudem auch zwei Kilometer näher an unser Gemeindegebiet. Überwiegend werden wir auch zukünftig den landenden Flugverkehr zu spüren bekommen. Darüber hinaus müssen mit Errichtung einer weiteren Startbahn auch die bis dahin geltenden Regeln für Start und Landung geändert werden. Der Flugverkehr wird sich zwangsläufig noch weiter in die Breite verteilen.


Die Grafik stellt die möglichen Verteilung der An- und Abflüge dar, wie sie sich mit der Dritten Startbahn entwickeln könnte. Buch am Erlbach wäre demnach überwiegend vom Landeanflug betroffen. Die Darstellung wurde mit freundlicher Genehmigung des VCD Verkehrsclub Deutschland Kreisverband Kreisverband Freising übernommen.

Die von den Landshuter Lokalpolitikern vielfach angeführten Gründe, warum sie den Ausbau des Flughafens unterstützen, sind mit den, von den Betreibern prognostizierten Arbeitsplätzen verbunden. Nichts gegen Arbeitsplätze, sie sind wichtig für Familien, Gemeinden und für die wirtschaftliche Kraft einer Region. Jedoch fragt man sich, woher die dafür notwendigen Arbeitnehmer in einer Region kommen sollen, deren Landkreise ohnehin schon sehr gute Beschäftigungszahlen ausweisen können. Weder in Freising, noch in Erding, Dachau oder im Landkreis Landshut ist das entsprechende Potenzial dafür noch vorhanden. Der Schlüssel liegt einerseits im massiven Ausbau der Infrastruktur und der Wohnbebauung auch in den weiter entfernt liegenden Städten und Gemeinden und andererseits in zunehmenden Pendlerströmen aus anderen Regionen Bayerns. Möglicherweise wird die Zunahme der Flugbewegungen, die verstärkt auch im Billigflugsektor stattfinden wird, mittelfristig die Struktur und das Lohnniveau der Arbeitsplätze verändern.

Die geschilderte Situation auf dem Arbeitsmarkt bewirkt, und damit sind wir wieder bei den Auswirkungen auf das Bucher Gemeindegebiet, auch eine massive Zunahme des Verkehrs auf den Durchgangsstraßen. Bereits heute werden die Verbindungsstraßen durch Buch, durch Thann/Vatersdorf und Pfrombach häufig von Pendlern nach München oder zum Flughafen benutzt. Der Trend dürfte sich damit noch deutlich verstärken.

Ob Planungen für mögliche Umgehungs- oder Entlastungsstraßen in unserer Region bei den Überlegungen zum Ausbau des Verkehrsflughafens irgend eine Rolle spielen werden, hängt auch davon ab, wie sich die Politiker hier zu Wort melden. Wenn sie sich lediglich mit Unterstützungsbekenntnissen hervortun, werden wir letztlich ohne ausreichende Vorbereitungen den zukünftigen Entwicklungen in der Region ausgeliefert sein. Denn Niederbayern ist halt einfach nicht Oberbayern. Und die dafür notwendigen Fördermittel zum notwendigen Ausbau der Infrastruktur fließen vielleicht nicht so ohne weiteres in dem dafür notwendigen Maße.

Eine letzte Frage ist, ob der Ausbau unserer bisher ländlich geprägten Struktur auf lange Sicht gut tun wird. Man muss sich auch überlegen, wie sich die Region zukünftig durch die zunehmende Industrialisierung verändern wird und ob das, was dabei rauskommt, für die Menschen auch noch wünschenswert sein wird. Wofür sich die Verantwortungsträger letztlich auch entscheiden mögen, es verlangt von ihnen sehr viel Weitblick ab. Wir Bürger können diese Entscheidungen nicht treffen. Aber wir können (und müssen) den Finger in die Wunde legen und Zeichen setzen, dass auch andere Belange außer "größer, schneller, höher und weiter" in der ganzen Diskussion eine Rolle spielen müssen.

 

Verf.: G. Raschel)

 

Internet-Seite erstellt:   28.10.2007 Internet-Seite aktualisiert:   von   G. Raschel